1. Fortschrittsbericht August 2015
1. Aktuelle Situation & gesellschaftliche Problemanalyse
Aufgrund der Situation in der Region – wie im ganzen Land – nehmen die Herausforderungen der „Femmes Engagées pour la Promotion de la Santé Intégral“ (FEPSI) leider nicht ab; ganz im Gegenteil weiten sich die Probleme durch die Verschiebung des Täterprofils von Vergewaltigungen aus: nicht mehr bewaffnete Rebellen und Mitglieder des kongolesischen Militärs nutzen sexuelle Gewalt als strategisches Kriegsinstrument, auch Männer aus der Familie und der Nachbarschaft vergreifen sich vor allem an Frauen und Mädchen. Die Anzahl der Übergriffe bleibt deshalb auf einem stabil hohen Niveau.
Hinzu kommen steigende Zahlen an Flüchtlingen aus anderen Regionen, die vor Rebellenangriffen fliehen und sich in dem Einzugsgebiet des FEPSI-Krankenhauses in Sicherheit bringen.
Das Krankenhaus muss seine Kapazitäten – Betten, Wasser, Labor etc. – stärken und optimieren, um die gestiegene Anzahl an Opfern behandeln als auch um freie Behandlungen für Vergewaltigungsopfer, HIV-positive und Aids-erkrankte Menschen sowie intern Vertriebene finanzieren zu können und den Weg in die volle Selbstständigkeit erfolgreich weiterzugehen. Zu dem kostenfreien Angebot zählen auch eine soziale und ökonomische Reintegration der Opfer und ihrer Kinder in die Gesellschaft. Diese Sensibilisierungen von Patienten und Bürgern im und auch außerhalb des Krankenhauses wie auch Informationen zu den Themen Ernährung und Familienplanung, sexuelle und häusliche Gewalt, sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV/ Aids, Gesundheit und Hygiene werden über Projekte finanziert und der Bevölkerung kostenfrei angeboten.
In der kongolesischen Gesellschaft sind die Rechte der Frauen und Kinder sehr schwach ausgeprägt. Frauen haben keinerlei Entscheidungsmacht in ihrer Familie und ordnen sich der Meinung ihres Mannes unter. Sei es bei Themen Ernährung und Familienplanung, Schulbildung der Kinder und Finanzen, Hygiene - die Frauen werden kaum, manchmal gar nicht angehört. Vor allem bei den erst genannten Themen lasten die Probleme trotzdem auf ihren Schultern. Eine Anzahl von über sechs Kindern pro Haushalt ist in der Region der Regelfall – und manche Männer sind Oberhaupt mehrerer Haushalte, mit mehreren Frauen und mehreren Kindern.
Physisch und psychisch ist das für die Frauen eine große Belastung. Auch finanziell birgt eine solch große Anzahl von Kindern – und Haushalten - ein Problem: in seltenen Fällen haben Familien ausreichend finanzielle Mittel für eine ausgewogene Ernährung, für die Schuldbildung der Kinder und eine medizinische Betreuung.
Aus Gesprächen mit Frauen – Patientinnen des FEPSI-Krankenhauses – wurde folgendes Bild deutlich: die Frau gehorcht dem Mann. Fordert er die Frau beispielsweise zum Geschlechtsverkehr auf gehorcht sie. Sie willigt ein, aus Angst geschlagen oder verbannt zu werden.
Im Rahmen des Projektes werden deshalb auch verstärkt Männer angesprochen: Ehemänner und Väter sind die Entscheidungsträgern in den Familien, ihnen sind die Familienmitglieder untergeben und müssen sich dementsprechend ihren Entscheidungen unterordnen.
2. Ausgangssituation & aktuelle Flüchtlingsbewegung
Der Osten der Demokratischen Republik Kongo - von der ehemaligen UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten, Margot Wallstrom, als „die Welthauptstadt der Vergewaltigungen“ und „die gefährlichste Region für Frauen auf der Welt überhaupt“ bezeichnet – ist seit mehreren Jahrzehnten Tatort von Kriegen und Gewalttaten: Schätzungen gehen von 1,2 Millionen Menschen intern Vertriebenen aus, ungefähr 400.000 Frauen werden in jedem Jahr missbraucht, sagen die UN-Organisationen.
In den letzten Monaten sind es vor allem die Rebellengruppen Mayi Mayi Simba und die Mayi Mayi Yira in der Region um Manguredjipa, im Norden des Territoriums Lubero, die in der Region für Unsicherheit sorgen. Diese Region steht konkret im ökonomischen Interesse vieler kongolesischer und internationaler Gruppierungen, weil es Rohstoffmienen und Reichtümer zu finden gibt.
Die Anzahl der intern Vertrieben in den Territorien Beni und Lubero hat sich dementsprechend erhöht: bis Ende Juli 2015 ist sie auf insgesamt 287.550 Personen gestiegen (seit Januar 2009) – und nimmt jedem Monat zu. Die meisten dieser intern Vertrieben finden Zuflucht bei Gastfamilien, die ihre eigenen begrenzten Mittel mit den Flüchtlingen teilen. Damit ist für alle weniger zu essen vorhanden und die ohnehin schlechte Qualität der Ernährung nimmt weiter ab.
Wie die UN-Organisation OCHA berichtet, sind im August 2015 4.200 Personen aus dem Territorium Rutshuru in das benachbarte Lubero geflohen. Auseinandersetzungen zwischen FDLR und FARDC bedeuten eine große Unsicherheit für die Menschen in der Region.
3. Stand des Projektes
Ziel des oben genannten Projektes ist die Verbesserung der Kinder- und Müttergesundheit in Butembo und Umgebung, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dies soll über die Erweiterung der Gebäude, der nachhaltigen Qualitätsverbesserung der medizinischen und psychologischen Versorgung sowie Ernährungsschulungen im „Centre Hospitalier FEPSI“ in Butembo erreicht werden. Von der Arbeit des Krankenhauses profitieren vor allem Frauen und Kinder, die unverschuldet Opfer des seit Jahrzehnten andauernden Krieges im Osten der Republik Kongo geworden sind und werden.
Im Rahmen des Projektes sind drei Resultate definiert:
a. Die Räumlichkeiten, der Platz und der Wasservorrat sind verbessert.
b. Die Qualität der medizinischen und psychologischen Leistungen des Krankenhauses ist gesteigert.
c. Das Wissen der Patienten zu Ernährungsfragen hat sich erweitert.
4. Ausblick
Die nationalen Wahlen im November 2016 könnten die Situation im gesamten Land verändern. Es ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen, in wie weit die kongolesische Bevölkerung mit möglichen Wahlen, den entsprechenden Vorbereitungen und seinem Ausgang umgehen wird.